2006 machte sich ein pfiffiger Unternehmer aus Miami, Claudio Osorio, auf nach Dubai um hier Investoren für seine Firma Innovida zu finden. Die Geschichte beginnt wie ein Märchen, hat aber leider kein Happy End. Innovida begann eigentlich in Wolfsburg/Deutschland und zwar im Innovationszentrum von Volkswagen. Innovida stellte weltweit Sandwichplatten und Fertighäuser her, die in nur wenigen Tagen erstellt werden können. Der Erfinder der Technologie war ein Deutscher und die Person, die den Unternehmer erstmals nach Dubai brachte, war ein Deutscher mit einer dubiosen Vergangenheit. Auch in den Emiraten unterhielt Innovida mehrere Firmen und eine Fabrik mit Dutzenden von Angestellten.
Claudio Osorio (links auf dem Foto mit Präsident Obama) ist in Venezuela geboren und aufgewachsen und führte ein Leben im Jet-Set. Er hat eine charismatische Persönlichkeit, ist intelligent und spricht viele Sprachen perfekt. Sein Millionen-Anwesen in Miami liegt in der exklusivsten Promi-Nachbarschaft und wenn er nicht gerade mit seiner Yacht oder seinem Privatjet unterwegs war, schmiss er gerne mal Partys bei sich im Garten und lud immer viel Prominenz und führende Politiker ein. Seine Frau, Amarilis Osorio, galt in Miami als „Socialite“ und durfte bei keiner Veranstaltung fehlen. Das Paar hat drei gemeinsame Kinder. Claudio Osorio hatte in seiner Karriere als Unternehmer schon mehrere Firmen gegründet und in ziemlich sensationeller Weise an die Wand gefahren bevor er Innovida gründete – darunter besonders bekannt die Firma CHS. Wegen CHS, die letzte Firma die er vor Innovida inne hatte, wurde im vergangenen Februar in der Schweiz ein Verfahren gegen ihn eingeleitet, in dem die Schweizer Regierung ihn in Zusammenarbeit mit der Amerikanischen Justizbehörde auf 220 Millionen U$ verklagt. Diese Klage hat den Stein ins Rollen gebracht…. Investoren die Millionen in Innovida investiert haben aus aller Welt, meldeten sich und fürchteten, von Osorio abgezockt geworden zu sein. Eine Klage folgte der anderen. Osorio hat anschließend seinen Bankrott angemeldet und Innovida wurde durch einen vom Gericht in Miami bestimmten Konkursverwalter durchleuchtet. Letzten Monat wurde Innovida schließlich per Gerichtsbeschluss an eine brasilianische Firma verkauft, der Innovida noch Millionen schuldete. Wo die ganzen Millionen geblieben sind, die Innovida über die Jahre bei Investoren eingetrommelt hat, bleibt weiterhin ein großes Fragezeichen. Jemand musste ja diesen grandiosen Lebensstil von Osorio finanzieren…
Die Innovida Story ist sehr lang und umfassend. Auf jeden Fall viel zu lang für einen einzigen Blogartikel. Interessierte finden im Internet Tausende von Artikeln mit allen Details. Nun aber zum Wesentlichen für uns in den VAE. Die Inhaber der Firmen in den Emiraten waren zum einen Claudio Osorio und zum anderen sein libanesischer Partner Mashhour Moukkadem. Moukkadem ist vor mehr als einem Jahr abgezogen, wahrscheinlich als er wusste, was Innovida blühte – und hat sich mit seiner Familie nach Boston/USA abgesetzt. Auch Osorio hat sich bei Zeiten aus dem Staub gemacht. Beide Inhaber können nicht mehr in die VAE einreisen, bzw. würden bei einer Einreise direkt festgenommen wegen den zahlreichen Anklagen gegen sie und die Firma. In den Emiraten hatte Innovida viele Aufträge und Verträge mit allen bekannten Immobiliengiganten. Bereits im vergangenen April wurde die Fabrik in Ras Al Khaimah gerichtlich geschlossen und die Maschinen versteigert. Alle anderen Innovida-Firmen in den VAE sind inzwischen auch geschlossen.
Die Leidtragenden, neben den Investoren, sind die ehemaligen Angestellten. Innovida war in vielen Ländern weltweit aktiv. Aber in den VAE haben die Angestellten nicht nur ihren Job verloren, sondern noch viel mehr. Arbeitnehmer in den VAE stehen nämlich ziemlich schlecht da, wenn die Inhaber einfach des Landes flüchten. Ein Szenario das leider in den Jahren seit der Finanzkrise sehr oft vorkam. Man sollte eigentlich öfters mal bedenken, was einem alles blühen kann, wenn der eigene Arbeitgeber plötzlich untertaucht.
Die Angestellten hatten mit Allerlei zu kämpfen: Seit September 2010 erhielten sie keine Gehälter. Da sie aber per Email mit den Eignern in Kontakt waren und nichts ahnten, wurde bis im Frühjar 2011 wacker weiter gearbeitet. Da sie keine Gehälter erhielten, bekamen einige ziemliche Probleme mit dem Gesetz, da sie ihre Kredite etc. nicht mehr bezahlen konnten. Die Krankversicherungen der Angestellten blieben seit selbem Datum unbezahlt, was leider erst aufgedeckt wurde, nachdem dem erste Arbeiter in ein Krankenhaus eingeliefert werden sollte. Die Visen der Arbeiter wurden alle storniert – sie waren auf einmal illegal im Land. Ohne Visum ist man total blockiert – man kriegt keine Krankenversicherung, kann keine Miete erneuern, kein Auto mieten etc. Zudem fallen beim Einwanderungsamt Strafzahlungen für jeden Tag an, den diese Arbeiter im Land blieben ohne Visum. Nach Monaten dieser Schieflage, haben nun fast alle ehemaligen Arbeitnehmer von Innovida die VAE verlassen können.
Claudio Osorio und seinen Partner kümmerten seine früheren Angestellten nicht. Sie haben auf die Anfragen und Bitten ihrer ehemaligen Angestellten kein einziges Mal reagiert. Ganz im Gegenteil. Osorio verlautete letzte Woche daß er schon wieder Pläne für eine neue Firma hege. Trotz Millionen und Aber-Millionen von Schulden kann ein Unternehmer einfach hinstehen und sagen: „Ich bin bankrott! (natürlich nur auf dem Papier – der Schatz ist sicherlich gut versteckt!) – und alle diese Schulden werden einfach gestrichen. Einer der schon einige Male mit genau dem selben System Hunderte von Millionen verlocht hat, hat für seine Gläubiger nur ein lausiges Grinsen übrig.
Nachtrag: Nachdem er in den USA privat als auch mit Innovida den Bankrott angemeldet hatte, wurde er nun am 6. Dezember 2012 in Miami festgenommen. Alle Details kann man hier nachlesen. Man darf hoffen, dass nun alle (auch in den VAE bestens bekannte) Komplizen verurteilt und verhaftet werden.
Update März 2013: Osorio plädiert auf schuldig
Update September 2013: Osorio zu 12 1/2 Jahren Haft verurteilt!