Im Januar hatten wir das Vergnügen, eine Kreuzfahrt im westlichen Mittelmeer mit der MSC
Für alle Kreuzfahrtliebhaber wollen wir hier eine kurze Beurteilung des Schiffes geben. Auf der Reise haben wir zudem erfahren, daß MSC Cruises ab 2011 eins ihrer Schiffe über die Wintermonate in Dubai stationieren wird, um Kreuzfahrten im Golf anzubieten.
Das 2009 lancierte Schiff bietet Platz für 4000 Passagiere und 1000 Besatzungsmitglieder. Die MSC Splendida hat 137.936 BRT. Die neuesten Schiffe auf dem Weltmarkt haben bis zu 225.000 BRT und sind somit fast doppelt so groß wie die Splendida. In manchen Häfen war unser Schiff mit Abstand größer und höher als jedes Gebäude in der Stadt. Ich meine wer ein solches Schiff bucht, sollte gut zu Fuß sein…man legt täglich locker mehrere Kilometer an Bord zurück um von A nach B zu kommen. Aber größer ist nicht immer besser…
Ein wichtiger Nachteil von großen Schiffen ist, daß sie nicht in kleine Häfen einlaufen können und auch in größeren Städten öfters in Container-Häfen liegen müssen, wegen ihres Tiefgangs. Die logistische Seite eines Schiffes wie der Splendida ist beeindruckend aber als Passagier kein Vorteil. Es dauert zum Beispiel unglaublich lange, bis 4000 Passagiere von Bord sind, oder bis 4000 Passagiere tagtäglich verköstigt sind. Manchmal war der Anblick von mehreren Tausen Gästen an einem Mittagsbuffet einfach überwältigend. Sicher, ein Schiff dieser Größe ist vor allem eins: anonym. Die Chance, daß man jemand an Bord per Zufall zweimal sieht, ist enorm klein.
MSC Schiffe haben 5 Bordsprachen: Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch. Dies ist nach unserer Erfahrung, ein großer Nachteil. Selbst wenn man alle Sprachen versteht, so sind Durchsagen in 5 Sprachen einfach too much. Das wirkliche Problem ist, man kann es nicht allen Recht machen. Ein Schiff, daß sich auf Passagiere von 5 diversen Backgrounds einstellt, wird es stets schwierig haben. Ein Spanier isst nun mal nicht um 18.00 Uhr Abendessen und was ein Engländer unter Unterhaltung versteht, ist meistens nicht das selbe worüber ein Deutscher lachen würde. Die Liste ist lang….aber es wäre besser, wenn die Schiffe nur eine Bordsprache hätten. Man ist durch die Sprachsituation auch im Unterhaltungsprogramm gehindert. Ich meine, wie kann man ein Quiz machen in 5 Sprachen und mit Fragen, in denen sich alle 5 Nationalitäten auskennen? Wie lange dauert es, bis nur schon jede Frage korrekt übersetzt wurde? Es gab aber auch viele lustige Sprachsituationen an Bord. Witzig waren immer die Fehler im Tagesprogramm, das auch in 5 Sprachen verteilt wird. Hier ein Beispiel: Weibwurst in der Sport Bar.
Pluspunkte aus unserer Sicht:
- Tolle Abendshows, auf ganz grandiosem Standard mit neuester technischer Ausstattung. Bühnenbilder, Ton und Technik sind wirklich erste Klasse.
- Es gibt kein Kostümfest, wie auf vielen Schiffen üblich.
- Es gibt absolut keine Durchsagen in den Kabinen. Null.
- Alle Navigationsinfos sind im TV in den Kabinen abrufbar. Auch Ausflüge sind per Kabinen-TV zu buchen.
- Die Liegestühle sind mit Schattenspendern ausgestattet.
- Elektronische Zahlkarte an Bord, mit der man alles bezahlen kann und die gleichzeitig als Ausweis in den Häfen dient.
Minuspunkte aus unserer Sicht:
- Passagiere können nicht an den Bug des Schiffes und zwar auf keinem Deck. Also nichts mit Titantic-Romantic a la Caprio.
- Durch die große Anzahl Passagiere sind keine organisierten Besichtigungen an Bord möglich, wie z.B Besuch des Maschinenraums, Besuch der Brücke, Küche etc.
- Es gibt keine Auslaufmusik und keine Essenszeit-Musik.
- Es gibt keine Durchsagen auf den Außendecks bei Durchfahrten von bedeutenden Passagen oder Sehenswürdigkeiten.
- Es gibt keine externen Tageskünstler und auch keine traditionellen Landeshows an Bord, wenn man abends im Hafen liegt.
- Der Photoshop bzw. die Bordfotografen sind enorm lästig. Alle paar Meter wird man abgeknipst.
- In den Kabinen sind die Amenities im Bad überraschend karg. Duschgel und Shampoo und sonst nix.
- Abendprogramme werden nicht im Bordfernsehen übertragen und es laufen an Bord, trotz riesigem Kino und TV in den Kabinen, keinerlei Filme zu den Destinationen.
- Am meisten überrascht hat, daß die Besatzung keinerlei Infos zu den Häfen hat oder herausgibt. Selbst im Tagesprogramm wird nicht bekannt gegeben, an welcher Pier man liegt oder wie man zum Hafenterminal oder in die Stadt kommt. Wer keinen Ausflug bucht, kann an Bord keine Infos zu einem individuellen Landgang erhalten.
Trotz allem war das Schiff spitze und es ist auf jeden Fall zu empfehlen. Aber persönlich finde ich im Nachhinein, daß kleinere Schiffe mehr Charme bieten und auf jeden Fall eine bessere Passagierbetreuung. Nicht zu guter Letzt, hat man an Bord auch immer Grund zum Schmunzeln, wenn man Mitreisenden zuhört. In bester Erinnerung sind mir zwei Damen, die am Abend vor Barcelona über die Stadt diskutierten. Die eine sagte zur anderen: „Also ich habe ja morgen den Ausflug von Barcelona- Gaudí gebucht.“ Die andere antwortete ganz begeistert: „Wow was ist denn das für ’ne Gaudi, ich wollte schon immer mal an ’ne Gaudi!“ 🙂
Zum Abschluss noch ein kurzes Video mit ein paar Highlights: